Beziehung, keine Situationship, kein Sex, kein Dating. Viele heterosexuelle Frauen setzen gerade ganz bewusst auf Enthaltsamkeit und folgen damit einem weltweiten TikTok-Trend: Boysober – also Abstinenz von Männern.
Ich möchte nicht deine Mami sein oder sonst irgendwas, und ich möchte auch nicht meine politischen oder meine Erwartungen oder meine Standards runtersetzen, nur damit ich einen Mann abbekomme.
Was ist das? Vorgegaukeltes Interesse, danach keine Ahnung – Ghosting oder sonst was. Es hat mir so viel Energie geraubt. Ich persönlich finde, dass man mit sich selber so im Reinen sein sollte, dass man die Zeit mit sich alleine verbringen kann und trotzdem erfüllt ist und glücklich ist. Ich habe schon sehr oft in die Scheiße gegriffen, tatsächlich, und ich habe jetzt einfach einen Punkt für mich erreicht, wo ich sage: Ich brauche jetzt erstmal Zeit für mich.Ich versuche auch gerade, für mich klarzukommen und nicht zu daten. Ja, also ich kann das schon nachvollziehen, dass das anstrengend ist manchmal, aber ich finde das jetzt – also man verzichtet auf Dating einfach – also das checke ich nicht so ganz. Die Frau hat immer mehr am Backen als der Mann. Das ist einfach so.
Das ist das alte Muster. Und wenn ich einen Mann jetzt in meinem Alter kennenlerne, der hat das ja auch noch alles so drin. Ich glaube, ich würde niemanden mehr daten, der denkt, dass Frauen die ganze Arbeit im Haushalt machen müssen. Und auch, wenn es jetzt um Kinder geht oder so was – ich würde es nicht mehr akzeptieren, das irgendwie alleine zu machen.Ich finde, man braucht auch immer erstmal so eine gewisse Distanz und so eine Self-Healing-Phase, dass man vielleicht nicht unbedingt immer so Lust hat, sich zu treffen mit Männern oder zu daten. Zahlen des Statistischen Bundesamts aus 2024 belegen: Rund ein Viertel der Frauen zwischen 30 und 40 leben gewollt ohne Partner. Für viele bedeutet Dating Frust und Stress.Die Kaufmännische Krankenkasse Hannover warnt sogar vor dem sogenannten Online-Dating-Burnout. Für viele hat die Boysober-Bewegung aber auch einen politischen Hintergrund, weiß Christoph Mai. Der 46-Jährige ist Berater und Dozent und leitet mit seiner Partnerin das Institut für kritische Männerforschung.Wir leben jetzt halt in einer Gesellschaft, in der Frauen in Machtpositionen kommen, in der Frauen unabhängig werden, in der Frauen gut Geld verdienen, sichtbar sind, eine enorme Repräsentationsmacht haben – online, Social Media und überall. Natürlich ist das Erste, was sie tun: raus aus diesen Abhängigkeiten von Männern.
Die meisten Männer kommen aber leider nur – können sich Dating gar nicht anders vorstellen, als Frauen erstmal zu sexualisieren, zu objektivieren. Ich erlebe kaum Männer, die mit Frauen und queeren Menschen auf Augenhöhe sprechen können, ohne die zu sexualisieren und zu objektivieren. Bei der Boysober-Bewegung gehe es jedoch nicht darum, der Liebe komplett abzuschwören.Die meisten Frauen nehmen sich vor, ein Jahr nicht zu daten – was vor allem ihr mentales Wohlbefinden steigern soll. Mich persönlich erinnert das auch immer so an diesen Streik in Island vor zwei Jahren, im Oktober 2023. Da hat die Hälfte der weiblichen Bevölkerung einfach aufgehört zu arbeiten. Und die Folge war: nichts ging mehr. Das männliche Wirtschafts- und Politiksystem stand komplett still.Insofern finde ich es eine großartige Bewegung, dass Frauen hier das sichtbar machen, dagegenhalten und sagen: „Hey, wir haben keine Lust mehr. Wir wollen ein Leben haben.“ Und die spüren auch deutlich, dass sie nichts verlieren. Viele Frauen berichten online, dass es ihnen während ihrer datingfreien Zeit psychisch und physisch am besten gehe.
Die besten Geschenke für Ihre Liebsten
Aber ist das Datingleben mit Männern wirklich so schlimm? Ich habe einen guten Freund, und haben wir zwei verschiedene Wohnungen, dann klappt das, ne? Nur mit zwei verschiedenen Wohnungen. Denn ich brauche auch meine Ruhe. Also, mir ist das sowieso wichtig, auf der emotionalen Ebene auf dem gleichen Level zu sein, und demnach verstehe ich auch nicht, warum da viele Leute so einen großen Unterschied machen, ne – oder so ein Ungleichgewicht in ihrer Beziehung haben.Aber ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die da Schwierigkeiten haben, weil sie ja dann auch vielleicht sagen: Okay, ob ich da jetzt so den richtigen Partner ausgesucht habe, der das alles mit mir teilen und tragen möchte, was das gemeinsame Leben so mit sich bringt – das muss man ja doch immer ein bisschen selber für sich bewerten, denke ich.Bei einem jedoch sind sich vermutlich alle einig: Toxische Dating-Trends, Täuschungen und fieses Ghosting machen definitiv keinen Spaß – egal ob Frau oder Mann.