Karla Sofía Gascóns “hasserfüllte” Äußerungen sind “unentschuldbar”.
Nun geht auch Regisseur Jacques Audiard auf Distanz zur Hauptdarstellerin seines Films “Emilia Pérez”.
Deren frühere Tweets sorgen aktuell für Empörung.
Mit 13 Nominierungen wurde der Film “Emilia Pérez” als großer Oscar-Favorit gefeiert.
Doch Branchenkenner sehen die Siegchancen bei der 97. Oscar-Vergabe am 2. März als gefährdet. Der Grund dafür sind frühere Tweets der Hauptdarstellerin Karla Sofía Gascón, die Islamfeindlichkeit, Rassismus und auch bösartige Kritik an Kolleginnen der Filmbranche enthalten. Die Beiträge der spanischen Schauspielerin, die als erste Transfrau für den Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert ist, lösten eine Welle der Empörung aus.
Netflix hat die 52-Jährige als Reaktion darauf bereits aus seiner Oscar-Kampagne gestrichen und hält sie aus Werbeauftritten für “Emilia Pérez” raus. Nun distanziert sich auch Regisseur Jacques Audiard von Karla Sofía Gascón.
Die Debatte um sie überschatte jetzt alles, so Audiard. Er habe aktuell nicht mit ihr gesprochen und wolle dies auch nicht tun. Er könne nicht verstehen, warum sie sich und anderen Personen, die ihr nahestünden, weiter Schaden zufüge, sagte der Regisseur mit Blick auf das Team von “Emilia Pérez”. Gascón müsse Verantwortung für ihre Aktionen übernehmen, statt sich selbst als Opfer zu sehen. Die spanische Schauspielerin hatte nach Berichten von Medien wie “El País” unter anderem den Islam, Araber, Katalanen und auch Promis, darunter ihre “Emilia Pérez”-Kollegin Selena Gomez, beleidigt. Ihre Tweets seien “hasserfüllt” und “unentschuldbar”, erklärte Regisseur Audiard.
Gascón wittert Verschwörung
Gascón hatte im Prinzip die Echtheit der meisten ihr zugeschriebenen Tweets nicht bestritten. In einem ihrer Statements entschuldigte sie sich dafür, “Schmerz verursacht” zu haben. Sie sei nicht rassistisch, aber sie benutze “viel Ironie, Sarkasmus, manchmal auch Übertreibung”, sagte sie in einem Interview. Einige Tweets seien zudem von “einigen Medien erfunden” worden, führte sie weiter aus. Sie sprach auch von einer “Kampagne des Hasses”, die auf sie als Transfrau und auf ihre Arbeit abziele. In dem Musical-Thriller “Emilia Pérez” spielt Gascón einen mexikanischen Drogenboss, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt.
Regisseur Audiard ist durch unkonventionelle Filme wie “Ein Prophet” oder “Der Geschmack von Rost und Knochen” bekannt. “Emilia Pérez” hat schon zahlreiche Preise gewonnen. Beim Filmfest in Cannes teilte sich das weibliche Ensemble um Gascón, Zoe Saldana, Selena Gomez und Adriana Paz den Preis für die beste Darstellerin. In Luzern wurde der Streifen zum besten europäischen Film des Jahres gekürt und holte kürzlich auch den Golden Globe in der Sparte “Komödie/Musical”.